Es ist eine Weise, um Mastronardi und seine Vigevano zu erzählen.
Es ist eine Ausdrucksweise, die denjenigen nützlich sein kann, die Vigevano und seine Umgebung kennenlernen möchten und die in der Lage sein werden, "geführt" aber gleichzeitig auch "frei" und bedingungslos die örtlichen architektonischen und naturwissenschaftlichen Schönheiten zu schätzen.
Lucio Mastronardi ist durch die nebeligen Stadtstraßen gelaufen, er hat den Geruch vom Gummi und Klebstoff der Schuhe gerochen, er hat den fleißigen Lärm der Maschinen, den Klang der Fabriksirenen zusammen mit den kleinlichen hoffnungsvollen Gesprächen der Männer und Frauen gehört, die damit beschäftigt waren, Geld zu scheffeln. Er hat den Kindern unterrichtet und damit unterstreicht, wie schwierig es für das Schulsystem ist, sich eine bessere Welt vorzustellen. Als Einwohner von Vigevano und Sohn von nicht aus Vigevano kommenden Eltern, hat er alle Schwierigkeiten des Einwanderers selbst erlebt: anzukommen, ein Haus und eine Arbeit zu finden, Freunde und Verständnis zu suchen, usw.; alles das in einer Stadt, die noch nicht fertig war, Fremde aufzunehmen. Er hat an den Tischen der Cafés am Platz gesessen und die aus den alten Musikautomaten durch die menschenleeren Arkaden an Winterabenden verbreiteten Lieder gehört; er hat unter den Arkaden laufende umarmte Paare gesehen; er hat jeder Menge Menschen zugeschaut, die aus dem Gottesdienst am Dom am Sonntagvormittag ausgingen, und durch die Stadtmitte schnelle und dröhnende Sportwagen beobachtet. Alles das hat er erlebt und erzählt; alles das kann gespürt werden, wenn man durch Vigevano auf der Suche nach den Orten, nach der Atmosphäre und der Geschmäcke geht, die von Lucio so gut erzählt worden sind.. Vai al Progetto Scultura.

Voltaplatz ist die "zweite Stadtmitte" von Vigevano. Er hat in den letzten Jahrzehnten viele tiefe Veränderungen erlebt. Er stellt die janusköpfige Gestalt vom Wirtschaftswunder der Fünfziger Jahre dar: einerseits das Ausstellungsgebäude, Symbol der fleißigen Stadt und der Schuhindustrie, wodurch Vigevano weltbekannt ist, andererseits die "Tettoie" ("die Schuppen") d.h. die Stadt, die kaum die neuen ankommenden Einwohner aufnehmen konnte, die in der Stadtindustrien arbeiten wollten. "Wir kamen in eine Werkhalle ein. Wir gingen durch einen engen Gang, der einerseits von der Mauer des Schuppens und andererseits von einem aus Schichtstoffplatte und Pappe bestehenden Wand zusammengesetzt worden war. Der Gang war so lang wie die Werkhalle. Der Wand war von einem nach dem anderen eingereihten Eingängen gelocht; man konnte unklar Strohlager, Feldbette, schlafende Kinder, Gasherde, Kocher, im Bett liegende Männer erkennen; es roch stark nach Abendessen, nach Körpern, nach Leder und Klebstoff. Einige Frauen waren dabei, bei den Maschinen zusammenzunähen. Männer und Junge klebten Vorderblätter und Stege." ("Der Sueditaliener von Vigevano", XX)

Die Kirche aus dem XIV Jahrhundert wurde im Laufe der Zeit mehrmals verändert bis sie in der napoleonischen Periode in ein Quartier verwandelt wurde. Heute sieht sie so aus, wie sie im XIX Jahrhundert kurz nach der Restauration umgebaut wurde. Auf der Seite von St. Franziskusstraße kann man die kleine Kapelle im Barockstil erkennen, wo die Schädel der Klosterbrüder in Erinnerung von dem damaligen Friedhof aufbewahrt sind. Aus diesem Grund wird die Kirche im Dialekt "die kleine Kirche der Verstorbenen" genannt. "Am Tag der Mariä Geburt kam Luisa früh von St. Franziskus Kirche zurück. Die Sonne strahlte so stark, dass es wie Frühling aussah. Auf der ganzen Dantestraße sieht sie Leute, die um den Hals Ketten von Schuhen trugen: Junge, die unter diesem Gewicht schleiften, Alten mit graugrünen Decken, Dreiradwagen voll von Zeug. Die jungen Leute gingen schnell, in voller Bewegung; so ein Verkehr!" ("Der Schuhmacher von Vigevano", XV, S.279)

Im Laufe der Zeit wurde das Schloss zuerst als Sommerresidenz der Herzöge aus Mailand, dann als militärische Garnison von Spaniern, Franzosen, Österreichern, Piemontesen, und später, von der Einheit Italiens bis 1968, als Kaserne des italienischen Wehrmacht benutzt. Nach den verschiedenen Gebrauchsforderungen wurde die Originalstruktur des Schlosses im Laufe des Jahrhunderts durch neuen Umbau, Umstellungen und Schleifungen verändert. Die Säle neben dem Eingang vom Platz waren vom Offizierkasino besetzt und für Feste und Empfänge verwendet.

Während des Erweiterungsumbaus der Befestigungen im Jahre 1347 ließ Luchino Visconti einen überdachten erhobenen 167 Meter lang Durchgang bauen, um den Hauptturm der Festung mit der "Alten Burg" zu verbinden. Auf der XX Septemberstraße entstand der historische Gasthof "Die Goldene Kanone", wo die italienische Schauspielerin Eleonora Duse (1858-1924) geboren ist. Auf der Mitte des Durchgangs erhebt sich der großartige Bau des "Tores", der trotzdem total in die Stadtgewebe eingegliedert war. Das Tor ist den Einwohnern so vertraut, dass der Schuhmacher von Vigevano "die Schlange über dem Tor (Symbol von Vigevismus oder Viglebanum) vielleicht nicht merkte; vielleicht hatte er nie gedacht, dass die Prunktreppe bis zum Haus der Sforza führte.(Il calzolaio di Vigevano, I, p.211).

Der Bischofspalast wurde von der Hälfte des XVI Jahrhunderts an gebaut. 1848, am Ende des Ersten Unabhängigkeitskrieg, unterschrieb Salasco hier den Waffenstillstand.

Königin Margarete Schule wurde 1907 gebaut. Mastronardi unterrichtete hier bis 1963.
"Ich hielt neben einer Parkbank in den Schulgärten. Die Spinnerei war verschwunden. Alles war vom Baugerüst umwickelt, der Waschplatz niedergerissen, der Schifffahrtskanal bedeckt. (Der Süditaliener von Vigevano).

Die Kirche im Romanischen Stil entstand vor der Hälfte des XIV Jahrhunderts. Sie wurde als Ausbau des Vizegrafschlosses unter dem Patronat der Familie Colli errichtet. Mastronardi erzählt, dass "viele sich in St. Georg heirateten. Sie wurde "Kirche der Studenten" genannt, da sie neben dem Gymnasium entstand; eine kleine Kirche, so groß wie ein Fingerhut, schäbig und ohne einen festen Priester." (Der Schuhmacher von Vigevano, XXVIII, S. 334).